Opis
Manifestation des Unaussprechlichen. (Un)mögliche Welt- und Selbsterkenntnis in Literatur und Kunst. SGG 38
Wydawnictwo Uniwersytetu Gdańskiego
Vorwort
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“1 Wittgensteins markanter
Satz kann bei jeder Fragestellung nach Unaussprechlichkeit des Existierenden als Ausgangsund
Bezugspunkt fungieren. Die Leistungsfähigkeit der Sprache im Denken und Erkennen
wurde schon mehrfach analysiert und als problematisch erklärt. Über die Unmöglichkeit,
mittels der Sprache einen Sachverhalt angemessen darstellen zu können, beschwerten sich
nicht nur Philosophen und Literaten vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Unvermögen
wurde in der Literatur viel früher zum Ausdruck gebracht. Wichtige Impulse für das moderne
sprachkritische Denken gingen von den Jahren um 1800 aus.
Mit dem Unaussprechlichen könnte man in erster Linie das Göttliche konnotieren. Das Unvermögen,
ein transzendentes Wesen in Worte zu fassen, wird vor allem in der mittelalterlichen
Mystik zum Ausdruck gebracht. Die paradoxen Versuche, das Unsagbare zu sagen, aber auch
das Undenkbare zu denken und das Ungegenständliche zum Objekt zu machen, gehören zum
Wesen der Mystik. In ihrem Beitrag zeigt Joanna Godlewicz‑Adamiec, wie die mittelalterlichen
Mystiker eine Methode finden, mit dem Unaussprechlichen umzugehen. Das Konzept, über
das Unsagbare bildhaft oder allegorisch zu sprechen oder darauf mit Schweigen zu reagieren,
wird in vielen Versionen in den nächsten Epochen fortgesetzt. Das Unaussprechliche wird zum
Sagbaren, das nicht nur das bedeutet, worüber man sprechen kann oder darf, sondern auch das,
was sich der Sprache entzieht – aus metaphysischen, pragmatischen oder semantischen Gründen
– und was in Allegorien, Symbolen, Metaphern zum Tragen kommen muss.
Ohne Zweifel sind die Bemerkungen der Mystiker des Mittelalters, aber auch des 19. Jahrhunderts
wie z.B. der Katharina Anna Emmerich, für das Denken und Sprechen in den
nächsten Epochen nicht unwichtig. Sie hinterlassen ihre Spuren in der Literatur der Moderne
und der Gegenwart, in der „transzendentale Obdachlosigkeit“ zur Norm wird, wie es Andreas
Klein am Beispiel der Literatur der Moderne und Tomasz Małyszek im Roman von Sibylle
Lewitscharoff zeigen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort (Agnieszka K. Haas) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Joanna Godlewicz‑Adamiec
Das Unsagbare sagen. Bilder der Natur und Naturmetapher im Liber Vitae Meritorum
der Hildegard von Bingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Sonja Klimek
„So fällt die Feder mir vor Wehmuth aus der Hand“ – Verstummen
und Nicht‑mehr‑Schreiben‑Können als Topos im Klagegedicht
der Frühaufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Agnieszka K. Haas
Zur Unverständlichkeit von Chiffren und Hieroglyphen der Natur in der Prosa
der Frühromantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Tomasz Szybisty
Selbstverdammnis und verzögerte Liebeserklärung. Einige Bemerkungen
zum Verhältnis von Schweigen und Reden in E.T.A. Hoffmanns
Erzählung Die Bergwerke zu Falun . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Andriej Kotin
Der Sprechende und das Unaussprechliche – Literarische Kunst
als „Kampf mit der Sprache“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Andreas Klein
Schreiben auf der Schwelle: Zum besonderen Charakter literarischer Beschreibungen
des Unsagbaren in der Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
Beate Sommerfeld
„Bilder, eigentlich Worte, eigentlich Evidenzen“ – Konturierungen des Unsagbaren
in Friederike Mayröckers Texten zur bildenden Kunst . . . . . . . . . . . . 95
Tomasz Małyszek
Das Unaussprechliche in Sibylle Lewitscharoffs Roman Das Pfingstwunder . . . . . 106
Agnieszka Sowa
Manifestationen des Unaussprechlichen in Martin Mosebachs Roman
Was davor geschah . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Ewelina Damps
Das Herbarium von Herta Müller. Über das Außersprachliche
in der Pflanzenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
Anne D. Peiter
Radioaktivität, Wahrnehmbarkeitsgrenzen und das Unaussprechliche.
Überlegungen zu epistemologischen Darstellungsproblemen in deutschen
und US‑amerikanischen Science‑Fiction‑Texten . . . . . . . . . . . . . . 144
Über Autoren und Autorinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
Opinie
Na razie nie ma opinii o produkcie.